Exkursion nach Lucklum
Schon seit Jahren pflegt der Heimatverein Darlingerode Kontakte nach Lucklum. Dort ist Dr. Elisabeth Vorderwülbecke für den Bereich Kultur und Historie zuständig und zugleich bewährte Gesprächspartnerin bezüglich der Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens. Die Kunsthistorikerin übernahm daher die Führung der 22 Mitglieder unseres Vereins, die am 23. September 2024 Lucklum besuchten.
Das heutige „Rittergut Lucklum“, hatte als Landkommende der Ballei Sachsen des Deutschen Ordens eine herausgehobene Bedeutung. Daraus resultierte auch die enge Bindung der bereits seit 1219 existierenden Kommende Langeln des Deutschen Ordens an Lucklum. Darlingerode wiederum entwickelte sich durch den hier gelegenen 636 Morgen großen Komturwald zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Ballei. Dieser Waldbesitz geht auf Holznutzungsrechte am Pahnberg zurück, die Graf Konrad von Wernigerode im Jahre 1283 der Deutschordenskommende Langeln gewährte. 1296 kaufte der Deutsche Orden drei Höfe in Darlingerode vom Kloster Himmelpforte. Daraus entwickelte sich der Komturhof Darlingerode, auf dem die Ordensförster wohnten und den Wald betreuten. Der Komturhof ist seit 1993 Domizil des Heimatvereins Darlingerode. Diese langen Beziehungen waren also Grund genug für eine 50 km kurze Vereinsreise an den Elm.
Sehr anschaulich erläuterte Dr. Vorderwülbecke die kunsthistorische Bedeutung der Kirche, die Gegenstand mehrerer Forschungsvorhaben war. Die Gutskirche in Lucklum wurde ursprünglich als Dorfkirche gebaut und erstmals 1051 in den Pfarrsprengeln erwähnt. 1314 wurde die im romanischen Stil erbaute Kirche Eigentum der Deutschordenskommende und zur Ordenskapelle umgewandelt. Seit 1809 befindet sich die Kirche im Besitz der jeweiligen Gutsbesitzer und ist im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut worden.
Das Innere der Kirche ist geprägt durch eine Kassettendecke, zahlreiche Epitaphien (Grabdenkmäler) der Komture und durch die einzigartige emblematische Ausmalung. Eine Empore für die Ordensritter und die Loge für den Landkomtur als Leiter der Ballei veranschaulicht die damalige Macht und den Einfluss des Deutschen Ordens. Die vom Orgelbauer Johann Andreas Engelhardt aus Herzberg 1861 errichtete Orgel und die historische Ausmalung sind 2009 und 2010 aufwändig restauriert worden. Heute finden im Sommer regelmäßig Gottesdienste der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Erkerode-Lucklum sowie Trauungen und Taufen statt.
Das Herrenhaus mit seinem Rittersaal ist das Herzstück der ehemaligen Kommende. Unter Komtur Freiherr August Wilhelm von Grote entstand 1737/38 der prachtvolle Saal mit Bildergalerie. 57 Portraits zeigen die Lucklumer Komture seit 1648, Hochmeister des Deutschen Ordens sowie verschiedene Ordensritter. Die Ölgemälde der Herzöge von Braunschweig weisen auf die enge Verbindung vom Deutschen Orden zum Braunschweiger Fürstenhaus.
2010 wurden zahlreiche Gemälde auf einer Auktion versteigert, danach aber durch Kopien ersetzt. Der beeindruckende Rittersaal spiegelt noch heute die lange Geschichte der Lucklumer Deutschordenskommende im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel wider.
Zum Abschluss der mehr als zweistündigen Führung wurde uns ein Blick in die sonst nicht für Besucher zugängliche Große Scheune und auf den imposanten Dachstuhl ermöglicht. Das beeindruckende Bauwerk wurde 1779 mit Bauholz aus dem Komturwald bei Darlingerode errichtet. Ein Beispiel für die geschichtliche Bedeutung unseres Komturhofes.